Weil ich armen Kindern helfen will
Fragt man Tatjana Herré nach ihrer Motivation bei den Sternsingern mitzumachen, zögert sie nicht lange. „Ich bin Sternsinger, weil ich armen Kindern helfen will!“, lautet ihre schnelle Antwort. Gemeinsam mit 40 weiteren Kindern war sie am 6. Januar in den Straßen von Heddesheim unterwegs, um Geld zu sammeln für Kinder in Kambodscha.
Bereits am Sternsingeraktionstag im Dezember hatten die Sternsinger viel über dieses Land in Südostasien erfahren, über ein Land, in dem Autos eine Seltenheit sind, weil sie viel zu teuer sind, über ein Land, wo viele Kinder wegen vergrabenen Landmienen Arme und Beine verlieren, über Kinder, die trotz ihrer Behinderung ihren Lebensweg gehen. In dieses Land werden auch die gesammelten 4 000€ gehen und damit den Mädchen und Jungen zu einer besseren Zukunft verhelfen.
Die Kaspers, Melchiors, Balthasars und Sternträger sangen wie jedes Jahr am Dreikönigstag ihre frohe Botschaft in den Häusern und Wohnungen der Gemeinde. Als sichtbares Zeichen schrieben sie ihren Spruch
20+C+M+B+11
mit gesegneter Kreide an die Türen. „Es ist einfach klasse zu sehen, wie sich die Kinder und Jugendlichen unserer Gemeinde für dieses einzigartige Aktion einsetzen“, berichtet die ehrenamtliche Leiterin Ursula Fritz-Klumpp begeistert. 16 Jugendliche und junge Erwachsene begleiteten die Sternsinger zu ihren insgesamt 160 angemeldeten Haushalten. Auch am Pflegeheim Haus am Seeweg machte eine Gruppe Station. „Die strahlenden Augen der alten Frau werde ich nie vergessen. Sie hat sich so gefreut, dass wir sie besucht haben.“, berichtet Saskia Hammersdorf sichtlich bewegt von ihrer Erfahrung.
Bundesweit beteiligten sich die Sternsinger in diesem Jahr an ihrer 53. Aktion Dreikönigssingen. Bereits im Vorfeld hatten sich die Mädchen und Jungen auf das diesjährige Leitwort „Kinder zeigen Stärke“ vorbereitet. Wie überall in Deutschland machten sie damit deutlich, dass auch Kinder mit einer Behinderung in den so genannten Entwicklungsländern immer wieder neu Stärke zeigen. Ohne Beine Fußballspielen? Ohne Hände schreiben? Im Rollstuhl tanzen? In Kambodscha, dem Beispielland der 53. Aktion Dreikönigssingen, zeigen Kinder, dass genau diese Dinge möglich sind! Sie machen deutlich, dass man mit einer Behinderung fast alles erreichen kann, wenn man nur an sich glaubt und die nötige Unterstützung bekommt. In den so genannten Entwicklungsländern fehlt es jedoch meist vollständig an dieser Unterstützung und an Konzepten für gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung. Eigene Förderschulen gibt es meist nicht – erst recht nicht in ländlichen Gebieten, wo oft der Großteil der Bevölkerung lebt. Fehlende Infrastruktur, mangelndes Wissen über den Umgang mit Kindern mit einer Behinderung und fehlende Hilfsmittel verschlechtern die Situation zusätzlich. In armen Ländern haben Kinder und Erwachsene mit einer Behinderung oftmals kaum Chancen auf eine Schulbildung oder bezahlte Arbeit. Die meisten führen ein Leben in Ausgrenzung und Armut. Auch darauf wiesen die Sternsinger mit ihrem Engagement hin. Mit ihrem Einsatz für benachteiligte Gleichaltrige in aller Welt zeigten die kleinen Könige ebenfalls eine Menge Stärke.
Denn nicht nur die Kinder in den Projekten in Kambodscha profitieren vom Einsatz der Sternsinger in Deutschland. Straßenkinder, Aids-Waisen, Kindersoldaten, Mädchen und Jungen, die nicht zur Schule gehen können, denen Wasser, Nahrung und medizinische Versorgung fehlen, die in Kriegs- und Krisengebieten, in Flüchtlingslagern oder ohne ein festes Dach über dem Kopf aufwachsen – Kinder in gut 110 Ländern der Welt werden jedes Jahr in Projekten betreut, die mit Mitteln der Aktion unterstützt werden. Gemeinsam mit ihren jugendlichen und erwachsenen Begleitern haben sich auch die Sternsinger aus Heddesheim auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie kennen die Nöte und Sorgen von Kindern rund um den Globus und sorgen mit ihrem Engagement für die Linderung von Not in zahlreichen Projektorten.